Seine Gnade ist jeden Morgen neu! -wirklich?

Hier geht einem doch wirklich das Herz auf:
Die Güte Jahwes ist nicht zu Ende, / sein Erbarmen hört nicht auf. An jedem Morgen ist es neu. / Deine Treue ist groß!
Klagelieder 3, 22-23
Mal abgesehen davon, dass es sich hier um nichts als die Wahrheit handelt, hat es der Kontext in sich!
Lest daher gerne das gesamte Kapitel.
Das Kapitel fängt nämlich aussichtslos und grausam an! Von Schlägen, Kummer und vom Nicht-hören Gottes der Gebete ist sogar die Rede!
Wie kommt der Verfasser, der offensichtlich Schlimmes durch macht dazu, diesen oben genannten Vers niederzuschreiben? Würden nicht Viele in dieser oder einer ähnlichen weniger fatalen Situation sogar sagen: “Glaube hat keinen Sinn. Gott hört mich sowieso nicht!”.
Ich habe diesen Satz in meinem bescheiden kurzen Leben schon oft hören müssen. Ja, sogar selbst ähnliche, wenn auch vielleicht nicht solch drastische, Gedanken gehabt. Ich war auf gut deutsch stinksauer!
Das mit dem aufrichtigen Glauben ist jedoch so eine Sache. Man geht einen Bund ein. Freiwillig, wohl bemerkt! Gott zwingt sich nie auf. Und genau das muss dem Verfasser im hier behandelten Buch aufgeleuchtet sein. Denn, nach all dem, was er durchleidet, mitten drin, schreibt er einen prägnanten Satz:
Doch das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich hoffen:
Die Güte Jahwes ist nicht zu Ende, / sein Erbarmen hört nicht auf.
Klagelieder 3, 21-22
Mitten in seinem Elend, welches er noch einen Vers zuvor beschreibt, gibt es einen Ruck in seinen Gedanken.
Ein Umdenken, einen Sinneswandel, auf Bibel-Sleng auch “Buße” genannt. Dieses Wort bedeutet schlicht “Änderung der Gesinnung”. Leider wird es, aus dem kontext gerissen, oft dazu missbraucht, anderen Menschen eine Gerichtsangst aufgrund ihrer Schuld aufzuladen. Hierzu schreibe ich gerne Mal, wenn es für dich/euch von Interesse ist.
Zurück zum Thema. Der Klagende beschreibt, dass er es sich zu Herzen nehmen ‘will”! Und das, liebe Lesende, ist eine Quintessenz, derer wir U s in dieser auf Beliebigkeit ausgerichteten Gesellschaft voller Egoismus und Selbstverwirklichung gar nicht mehr bewusst sind: wir können u Seren Willen tatsächlich zum Guten nutzen und uns dafür entscheiden, das Richtige zu tun. Natürlich ist das sehr platt heruntergebrochen und ich bin mir absolut bewusst, dass es andere Situationen gibt. Nichts desto trotz hat der Versschreiber hier eben diese Entscheidung getroffen und wieder Hoffnung erlangt, indem er die Wahrheit in sein herz hineingesprochen hat: Gottes Gnade hört nicht auf!
Es ist ein Fakt: das Leben stinkt manchmal! Gewaltig! Aber tut Gott das auch?
Wie heißt es doch:
Da ging der Satan aus von dem Angesicht des HERRN und plagte Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel, also daß Hiob eine Scherbe nahm, um sich damit zu kratzen, und sich in den Aschenhaufen setzte. Da sprach seine Frau zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los von Gott und stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie eine törichte Frau redet. Haben wir Gutes empfangen von Gott, sollten wir das Böse nicht auch annehmen? Bei alledem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.”
Hiob 2, 7-10
Haben wir denn Gutes empfangen? Durchaus, jedoch vergessen wir allzu leicht, wie kostbar das ewige Leben ist und, dass wir noch eine Ewigkeit vor uns haben ohne Leid! Wir sehen das Jetzt-und-Hier. Genau das hat der Klagende nicht mehr getan. Er wollte nicht mehr klagen, sondern Gott loben für seine Gnade.
Ich möchte dich/euch und mich ermutigen, dasselbe zu tun. Auszusprechen, was wahr ist: Die Güte des Herrn hat kein Ende, sein Erbarmen hört nicht auf!
Shalom